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Julia Fuchs - Bin ich? Wenn ja, wie viele?

Zeichnungen & Malereien

>> Bilder der Ausstellung

Vom 02.11.08 bis zum 22.11.08 zeigt die Hamburger Künstlerin Julia Fuchs in ihrer ersten Einzelausstellung bei Feinkunst Krüger ihre neuesten Arbeiten.

Weilt Julia Fuchs noch unter uns oder hat sie sich bereits komplett aufgelöst? Wie multipel kann ein Mensch sein? Ist sie schon wir alle? Wird sie zur Vernissage erscheinen oder wird sie uns erscheinen?

Die 1980 geborene Künstlerin Julia Fuchs studierte bis 2006 an der HAW in Hamburg. In ihrer Ausstellung „Bin Ich? Wenn ja, wie viele?“ beschäftigt sie sich mit der Auflösung des Formalen und Inhaltlichen. Ihre Bilder sind durch überlappende und vermischende Farbzonen strukturiert, die in einzelnen Partien real erkennbare Momente hervorbringen, wie Personen, Gegenstände, Stadtansichten oder Landschaftsausschnitte. Personen sind trotz klarer Assoziation nicht identifizierbar, die Farbschichten verwackeln die Konturen, sie sind unscharf und teilweise deformiert. Der Raum um sie, der stellenweise eine Realität anklingen lässt, ist aufgelöst und gleicht einem Vakuum.

Es scheint, als hätte er alles Lebendige geschluckt und eingefroren. Das Spiel zwischen Gegenständlichkeit und entleertem Raum ist in einem stetigen Wechsel begriffen. Verstärkt wird dies durch die Vermischung von Zeichnung und Malerei – während sich die Zeichnung auch der Farbe bedient, löst sich die Malerei ebenso in Zeichnung auf. Es entstehen mehrere Raumdefinitionen, die nebeneinander stehen und gegeneinander wirken. Der Raum trägt nun die Eigenschaft der Figur, nicht der Geometrie. Allein die Figur hält somit den Raum zusammen, bzw. macht ihn fähig als solcher zu erscheinen.

In diesem Gegenspiel lässt sich beides lesen -  Abgrenzung und Offenheit - im formalen, als auch im inhaltlichen Sinne. Die schematischen Darstellungen sind in ihrer Momenthaftigkeit verharrt. Durch die Auflösung jeglichen Zusammenhangs ist alles Narrative entwichen, kein dramaturgisches Geschehen lässt sich zusammenreimen. Was bleibt, ist ein seltsamer Geschmack eines Ist-Zustandes, der mehr eine Emotion anspricht, als eine klare Assoziation zu vermitteln. Dieses Ungewisse und Ungreifbare  überträgt sich ebenso in die Art, wie die Künstlerin Farbe aufträgt.

Auch hier gibt es keine Grenzen: Verwischung, Überlappung, pastoser Farbauftrag, zarte Striche. Die Farbpalette reicht von pastellig bis grau/schwarz. Zwielicht, Gegenlicht und künstliche Lichtsituationen bringen den Zustand zunehmend in eine skurril befremdliche Stimmung. Julia Fuchs widmet sich einem kurzem Moment, der sich als beiläufig oder aber als Schicksal prägend erweisen kann.

„Ich versuche mich, immer wieder, auf den einen singulären Augenblick zu konzentrieren, trotzdem die Malerei ein sich langsam entwickelnder Prozess ist.“ 

Text: Anna-Carla Melchert