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Simon Hehemann - „Dorthin, einmal rum, wieder dalang und raus“

Vom 06.04. bis zum 26.04.2014 präsentiert der Hamburger Künstler Simon Hehemann, seine neuen Arbeiten in seiner ersten Einzelausstellung bei Feinkunst Krüger. Hehemann stellt bereits seit 2009 regelmäßig in der Galerie aus, sowohl in Gruppenausstellungen als auch mit seinem ehemaligen Atelierkollegen Stefan Vogel in 2 Mann Ausstellungen. Aufmerksamen Galeriebesuchern sollten diese aufgrund der spektakulär inszenierten Installationen im Gedächtnis geblieben sein. Nun zeigt er neue Arbeiten und arbeitet auch dort hauptsächlich im Bereich der Zeichnung, Malerei und Installation.

Zur Vernissage am Samstag, den 05. April 2014 ab 20.00 Uhr laden wir herzlich ein.

Zur Ausstellung erscheint eine Publikation im 1%ofONE Verlag.

„Dorthin, einmal rum, wieder dalang und raus“, der Titel von Simon Hehemanns Ausstellung zielt nicht primär auf den typischen Galeriegang des Kunstpublikums, sondern stellt vor allem eine Navigationsbeschreibung einer Annäherung an eine zunächst unbestimmte Materie dar: den Vorgang, sich auf künstlerische, wissenschaftliche, religiöse, alchemistische, Kfz-mechanische oder sonst irgendeine Weise, auf etwas zu spezialisieren und in diesem Spezialistentum einmal herum zu kreisen, um dann wieder heraus zu kommen, sich zu entspezialisieren und sich selbst gegenüber dem eigenen Spezialistentum auf Distanz zu bringen.
In Kombination mit der auf dem Ausstellungsflyer abgedruckten Zeichnung wird „Dorthin, einmal rum, wieder dalang und raus“ darüber hinaus zu der Charakterisierung eines Flaschenzugs, der als verknüpfende Metapher sowohl installativ, wie auch als Bildgegenstand präsentes Element der Ausstellung ist. Der Flaschenzug tritt uns als Linie entgegen, die durch unsere auf sie projizierten physikalischen Kräfte – die Spannung des Seils, die Reibung an den Rollen, die Zugkraft des Gewichts– aufgeladen wird, was ihre geometrische Gegebenheit in einem ausdrücklichen Sinne sichtbar macht.
Hehemann bewegt sich mit seinen Arbeiten frei in der Malerei, Zeichnung und Fotografie, wendet Techniken der Serialität wie Schablonenverfahren oder Frottage an, verbindet diese wiederum in Montagen und Collagen. Eine Vielzahl seiner Arbeitsmethoden versammeln sich in seinen alchemistischen Zeichnungen, die häufig mit einer Schablonenfigur beginnen, um dann mit Tinte, Chlorreiniger, Beize, Harz, Wasser, Acrylfarbe, Bröseln sämtlicher Art, Lack, Kaffee, Dreck, Bleistift, Rost, Bier, Bleiche und Wasserfarben weiter bearbeitet zu werden. Seine Zeichnungen sind dabei nicht nur materiell der Alchemie verschrieben, sie sind Darstellung von Phäno- menen wie Ottomotoren, Transkriptionsvorgängen auf DNA-Strängen oder vermeintlichen Naturgesetzen, denen wir immer wieder mit okkultem Staunen gegenüberstehen.
Eine Untergruppe der alchemistischen Zeichnungen bilden Hehemanns Styroporkugelcollagen: In einem ersten Schritt werden in langwieriger Fleißarbeit die einzelnen Styroporkügelchen geometrisch auf dem mit weißem Acryl grundierten Papier angeordnet und befestigt, um dann in einem kurzen Akt direkt aus der Farbtube beschmiert zu werden. Dadurch, dass beide Vorgänge von Hehemann selber ausgeführt werden, kommt es zu einer dramaturgischen Überhöhung dieses Moments des Eingriffs; er erschafft sich in mühevoller Kleinstarbeit einen unverzeihlichen Untergrund, um diesen mit einer schnellen informellen Geste anzugreifen.
Den Styroporkugelzeichnungen im Arbeitsprozess entgegengesetzt verhalten sich Hehemanns Getränkekasten- bilder, an deren Beginn die schnelle, willkürliche Grundierung steht und die erst in einem zweiten Schritt mit Getränkekästen und Bitumen-Lack in ornamentale Ordnung gebracht werden.
Als Prinzip tritt dies immer wieder in Simon Hehemanns Arbeiten hervor: Eine Ordnung wird erschaffen, um die Grundlage einer Unordnung zu sein–Struktur und Chaos, Aufbau und Abbau lässt er in einem Wechselspiel aufeinanderprallen.

Text: Nick Koppenhagen