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Das Vierte Person Problem


> Bilder der Ausstellung


Vom 10. bis zum 30. Mai 2015 zeigt Feinkunst Krüger eine Gruppenausstellung mit Arbeiten von Henning Kles, Lawrence Power, Moritz Schleime und Marlon Wobst.

Die Galerie und der Hamburger Künstler Henning Kles laden hier drei  ihrer Berliner Malerfreunde zu einer ersten gemeinsamen Ausstellung nach Hamburg ein.

Alle vier Künstler sind international erfolgreich, stellen weltweit aus und sind in vielen Sammlungen vertreten (Vitae auf Anfrage). Die Arbeiten reichen von den kraftvollen, abstrakten Malereien Lawrence Powers, den figurativen, an die Popkultur angelehnten, narrativen Werken von Moritz Schleime über die bizarren, halb abstrakten, halb figurativen Portraits von Henning Kles bis hin zu den Werken von Marlon Wobst, deren Malerei sich um die Malerei im allgemeinen und seine eigene im speziellen dreht.

Zur Vernissage am Samstag den 09. Mai 2015 ab 20.00 Uhrladen wir herzlich ein.

Zu den einzelnen Künstlern:

Henning Kles verwendet in der Werkserie der Halbportraits, seit langem wieder Farbe, ohne jedoch auf das vor ca. 5 Jahren für sich entdeckte und für die Malerei innovative Material Bitumen zu verzichten. Er klebt Flächen ab und schafft somit gleichmäßig gestaltete Oberflächen, die er jedoch kleinteiligen Pinselstrichen gegenüberstellt. Die Wölfflinsche Dichotomie von Linear und Malerisch wird aufgehoben, und existiert in einem Bild. Als Vorlage dienen dem Künstler, wie schon bei den frühen großformatigen Arbeiten, Motive aus den Massenmedien. Hier sind es jedoch weniger die Tagespolitischen oder gesellschaftlich relevanten Bilder, als viel mehr antiquierte, und skurrile Figuren, die Kles als Vorlagen verwendet, was nicht zuletzt mit dem Genre des Profilportraits zusammenhängt, das in der heutigen Bilderflut in Internet Fernsehen und Presse kaum zu finden ist. Kles muss also regelrecht auf die Suche gehen, nach Typen mit Hut, Schleier, Turban und Co. Und als ob ihm diese Grundlage nicht bizarr genug wäre, verunstaltet er diese noch bis zur Unkenntlichkeit. Er verlängert Nasen, entstellt Kinnpartien, Münder und Körperhaltung. Es ist verwirrend – Man denkt an Portraits von Francis Bacon und Guiseppe Archimboldo zugleich. Wie geht das zusammen ohne angestrengt und albern zu wirken? Henning Kles weiß geschickt die Morbidität von Bacon, seine analysierende und somit typologisierende Malweise zu paaren mit der Lust am Spiel von Archimboldo. Wie der Maler des 16. Jahrhunderts verwendet Kles Versatz- stücke, in seinem Falle jedoch nichts essbares, sondern unterschiedlich gestaltete Flächen und trägt diese zusammen. Es ist ein additives Prinzip, bei dem der Künstler wohl am Anfang eines Malprozesses selber kaum vorhersehen kann, wohin das endliche Ergebnis führt.                                 

Agatha Klaus in "Verwirrende Fratzen auf gleichmäßigem Hintergrund“


Lawrence Power
Die Erkundung der Grenzen von Abstraktion und Figuration und deren spannungsreichen Zusammen- und Entgegenwirkens führt Power zu einer vielgestaltigen, kraftvollen Malerei unter Verwendung von sich gegenseitig steigernden Mitteln: Gestisch-Expressives kontrastiert mit Dekorativ-Ornamentalem, eindringliche Farbfeldsetzungen begegnen aggressiven collagierten Elementen. Dass sich plakativ-grelle und malerisch-feinfühlige Bildelemente in sich überlagernden und sich gegenseitig verdrängenden Kompositionsschemata zu wirkmächtigen, geheimnistiefen Bildern verbinden, verdankt sich allein Powers magischer Regie.


Moritz Schleime
s Malerei bewegt sich in Regionen entarteter Popkultur – in einer Welt, in der Monster, Hipster, Comic Helden und andere Protagonisten der Popkultur zusammenkommen. Obwohl Schleimes Werke den Anschein erwecken, von amerikanischen Säulen, wie Slash, Michael Jackson und Oscar the Grouch, getragen zu werden, so äußern sie sich dennoch in einer charakteristisch deutschen Weise. Seine Werke lehnen sich an einer Reihe Künstler der Leipziger Schule an, beispielsweise an Neo Rauchs surreale und unbestimmt wirkende Narrativität oder Daniel Richters gespritzte und gekleckerte Malerei. Seine Generation bestimmt eine neue Welle der Leipziger Schule – Künstler, welche beispielsweise die DDR nur im Kindesalter erlebt haben.
Schleime lebt und arbeitet in Berlin.


Marlon Wobst
 
Auto Nach Rechts
Wenn ich male, male ich meistens über Malerei, also meine Malerei. Motive und ganze Bilder tauchen immer wieder in neuen Konstellationen auf. Dafür benutze ich alltägliche Inhalte, die den Betrachter nicht zu sehr ablenken sollen, nur unterhalten. Das macht das Betrachten von Bildender Kunst nämlich einfacher, zumindest anfangs. Aber eigentlich versuche ich, mit jedem Bild etwas neues über Malerei herauszufinden. Zum Beispiel, welche Farben nebeneinander oder übereinander besonders schön leuchten oder sich gegenseitig fast aufheben; oder wie man es hinkriegt, dass eine zweidimensionale Fläche superdreidimensional aussieht. Sodass quasi die Bildfläche, also die Vorderseite der Leinwand, wie eine Art Fenster oder Monitor wirkt, in den man REINsehen kann! Und es kann aber auch genau umgekehrt sein, weil die meisten rechnen ja damit, dass ein Bild so funktioniert, und schwuppdiwupp ist alles ganz platt und nur 2D. Und während man sich fragt, warum fährt das Auto da rechts aus dem Bild, entdeckt man das Bild mit dem Spielfeld, auf dem schon wieder das Autonach-rechts-Bild ist, und dann denkt man so hmmm.. warum ist das Bild jetzt da nochmal drauf? Und wie ist das überhaupt gemalt? Sieht fast genau so aus, aber der Hintergrund ist hier grüner, oder? Aber wenn jetzt das Auto direkt auf dem Spielfeld fahren würde, das würde dann auch wirklich zu weit gehen. Gut, dass es nur ein Bild von einem Bild ist.                                                             

Marlon Wobst, Berlin, den 14. März 2015