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Das Bild ist ein möglicher und zugleich notwendiger Entwurf

 

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Heiner Blumenthal und Lawrence Power

Vom 07. bis zum 27. Juli zeigen der Kölner Künstler Heiner Blumenthal und der Berliner Künstler Lawrence Power bei Feinkunst Krüger ihre neuen Arbeiten. Die Wege der beiden Künstler kreuzten sich als Power vor vielen Jahren in einem Kunstmagazin die Bilder von Blumenthal entdeckte und gleich „Fan“ wurde. Daraufhin nahm er Kontakt auf und über die Jahre reifte der Plan einer 2-Künstler Ausstellung die nun in die Realität umgesetzt wird.

Zur Arbeit von Heiner Blumenthal: (Text von Stephan Baumkötter)
Linien und Flächen, wie Gestelle in einem flachen Raum. Sie sind Konstruktionen, deren Grund allein in ihnen selbst ist. Aber mit der präzisen Notwendigkeit von architektonischen Plänen. Die Bilder werden sofort Teil des Raumes und der Wand, auf der sie hängen. So, als ob sie schon immer da gewesen oder für den Raum gemacht worden wären. Sie verhalten sich wie Silhouetten oder Schatten im Raum.
Sie haben kein System und keine Ordnung, die ihnen voraus ist. Keine Vorzeichnungen, keine Studien. Eher sind sie selber Studien für Möglichkeiten von Bildern. Dieses Mögliche und sich ausbalancierende bleibt immer in ihnen enthalten, auch wenn sie als Malerei abgeschlossen sind. Langsam, abrupt, in sehr unterschiedlichen Zeitspannen entstehen gemalte Linien, Flecken, Verläufe, Kanten, Ausblutungen von Farben, Bindern und Malmitteln. Korrekturen, Orte, an denen Abklebungen waren und Übermalungen sind sichtbar. Die Farben tauchen langsam aus den Linien auf. Früher immer sehr verhalten, inzwischen deutlicher und farblich, als eigenständige Flächen, definierter. Die Linien und Flächen enden am Bildrand oder gehen über ihn hinaus. Der Rand wird zur Bildgrenze erst nach dem Aufspannen des Bildes auf den Rahmen. Die Flächen hängen im Gestell oder dehnen die Linien an den Bildrand.
Die ganze Entstehung und das ganze Material des Bildes sind sichtbar. Alles ist unmittelbar und direkt. Was nicht sichtbar ist, ist die Spur des Malers. Kein Selbstausdruck. Keine Expressivität. Eher eine Mechanik des Gefühls. Die Bilder handeln von Kontrolle und Kontrollverlust. Am Ende sehen die Bilder so aus, als ob gerade dieses eine nur so aussehen könnte. Eine Notwendigkeit ist. Und als Widerspruch zu sich selbst immer noch alle Möglichkeiten in sich trägt. Das Bild ist ein möglicher und zugleich notwendiger Entwurf.

Zur Arbeit von Lawrence Power: (Text von Jens Asthoff)
Auf den ersten Blick ist diese Malerei abstrakt. Eine schöne, nur scheinbare Gewissheit allerdings, die im Schauen nach und nach in raffiniertere Gemengelagen übergeht. Gängige Beziehungen zwischen Kolorit, Material, Motiv und Repräsentation werden in diesen Bildern überraschend pariert und neu verhandelt. Malerei, die ja von Haus aus mit und auf der Oberfläche argumentiert – und zwar auch und gerade dann, wenn sie Imaginäres bedient und Repräsentation vorspiegelt – ist in dieser Eigenschaft für Lawrence Power ein Feld des bildnerischen Experiments. In seinen Werken reflektiert er die Charakteristika jenes Mediums und entwickelt daran eine spielerisch-reduktionistische Bildsprache, die grundlegende Parameter von Malerei aufgreift: etwa, dass sich ästhetische Manöver und Setzungen durchweg auf Fläche beziehen, dass der Umgang mit Farbe und Träger konsequent antiillusionistisch ist und dass Bildraum strikt aus Farbe selbst generiert wird. Stets zeigt Power Farbe und Träger entschieden als das, was sie sind: gepinselt, gespachtelt oder direkt aus der Tube aufgetragenes Material das eine, bemalter Stoff, unmittelbar als Malgrund oder in Stücken aufcollagiert, das andere.
Trotz ihres flächigen Gesamteindrucks sind diese Bilder praktisch immer mehrschichtig angelegt, Farbtöne überlagern einander, brechen auch schon mal überraschend auf die Oberfläche durch oder bringen Haptisches ins Spiel. Power entfaltet Malerei als kargen, rau gebauten Minimalismus, der leere Flächen kühl goutiert, in oft nur wenigen Setzungen zumeist die Ränder fokussiert und der flächig agierenden Abstraktion betont vergröberte Ahnungen einer simplen Dingwelt unterschiebt – Farbfelder lassen sich dann auch als Tisch, Bild, Fenster oder Treppe lesen – um so das Bild ganz klassisch kompositionell an die Grenzen des Repräsentationsraums zu treiben.