
Timo Grimm - poorly painted by an unskilled hand
>> Ausstellungsansichten
>> Bilder der Ausstellung (8MB)
Vom 10. bis zum 30. Mai zeigt der Hamburger Künstler Timo Grimm seine neuen Arbeiten.
Grimm beendete im vorletzten Jahr sein Studium an der HfbK und beschäftigte sich dort mit der Dekonstruktion und Verformung von Bildern, insbesondere Bildrahmen. In dieser Ausstellung verwandelt er die Galerie in ein großes Delfter Kachelstudio, indem er eine große Anzahl vermeintlich alter Kacheln zeigt, inklusive Brüchen und Sprüngen.
Am 09. Mai dem ersten Tag der Ausstellung ist die Galerie, in Anwesenheit des Künstlers, von 12.00 – 20.00 Uhr geöffnet. Dies ist leider noch keine normale Vernissage! Wir geben keine Termine aus, möchten sie aber um folgendes bitten:
Bitte tragen sie in der Galerie eine Maske und beachten sie unbedingt die Abstands- und Hygieneregeln.
Bitte verweilen sie nicht zu lange in der Galerie und bitte halten sie sich nicht vor der Galerie auf.
Bitte haben sie Verständnis dafür wenn sie ewtas warten müssen bis zum Einlass. Leider ist auch die Bar geschlossen, daher keine Getränke.
Ich hoffe, wir werden bald wieder eine normale Vernissage zusammen feiern, jetzt leider noch nicht.
Augentäuschungen präsentiert uns Timo Grimm mit seiner Serie Bewährtes, denn die vermeintlich gesprungenen Fliesen entpuppen sich aus der Nähe betrachtet als bemalte Leinwände. Während das Material nur vorgetäuscht ist, sind die Brüche echt und sie verstärken die Illusion von Fliesen.
„Der Bruch ist eigentlich das Wichtigste überhaupt“, sagt Timo Grimm, für den Gemälde immer auch Objekte sind. Dieses Thema begleitet ihn schon lange. Bei seinen vorherigen Arbeiten erprobte er alle Spielarten, Keilrahmen zu zerteilen, Leinwände aufzuwölben mit Nägeln und Holzleisten. Die eigentliche Malerei lebte von monochromen Flächen. Seine neuen Arbeiten wagen sich an das gegenständliche Motiv.
Besonders ist, dass es sich um gefunden Bilder handelt. Es sind Original Delfter Kachelmotive aus dem 17. bis 18. Jahrhundert, deren Motivkanon breit ist: sakrale und profane Figuren, Tiere sowie Schiffe oder komplette Szenen, aber auch reine Ornamente. Die Fliesenmalerei ist ein Paradebeispiel des Kultur -transfers über Ländergrenzen und Gesellschaftsschichten hinaus. Erst im 17. Jahrhundert war die Technik der Fayence, der opaken weißen Fliesenglasur, durch italienische Handwerker in die Niederlande importiert worden. In Italien waren die Motive aufwendig und Gegenstände in Fayence nur in der Adelsschicht zu finden. In den Niederlanden traf diese Technik auf das wirtschaftlich erstarkte Bürgertum, sodass die Motive schlichter und die Fayence zu einer billigen Massenware wurde. Die handwerklichen Anforderungen ließen damit drastisch nach. Schon bald exportierte das handelsstarke Volk der Nieder -länger jene Fliesen auch in diverse europäische Länder.
Aus heutiger Perspektive erscheinen uns diese Fliesenmotive teilweise naiv bis humorvoll komisch. Geblieben sind hübsche Bildchen – Kitsch der ersten Stunde?
In der Ausstellung Poorly painted by an unskilled handsind diese Motive mehr als Kitsch. Timo Grimm attackiert die Malerei, zerstückelt Rahmen und Motiv, doch nicht um die Illusion zu zerstören, sondern um sie zu verstärken. Indem er Fliesen imitiert, greift der Maler ein Phänomen unserer Tage auf: die erneute Lust an Augentäuschungen, die sich zum Beispiel in Form von 3D-Kino oder dem vermeintlichen Wiederaufbau des Berliner Schlosses zeigt. Seine aktuellen Bilder spiegeln daher eine Kulturgeschichte Europas über Jahrhunderte hinweg.
Franziska Storch