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Jim Avignon – „same as it never was“

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Am heutigen Freitag, den 18. Juni schließt die Galerie schon um 17:00 Uhr.

Vom 13. bis zum 26. Juni 2021 ist der Berliner Künstler Jim Avignon, mit seiner inzwischen achten Soloshow, bei Feinkunst Krüger zu Gast. Aus bekannten Gründen könnte dies seine pesönlichste Ausstellung ever werden.

Avignon zählt zu den ungewöhnlichsten Figuren im deutschen Kunstbetrieb. Mit leuchtenden Farben, beißendem Witz und einem schwindelerregenden Output stellt er ein ums andere mal die Gesetze der Kunstwelt auf den Kopf. Er gab Popart eine neue Bedeutung, nahm mit seinen lifepaintings die Styles der Streetart vorweg und provozierte den Kunstbetrieb immer wieder mit Aktionen die den Preiskult in Frage stellten. Er ist der lebende Beweis dafür, dass man mit Humor und guten Ideen auch in einem Haifischbecken wie dem Kunstbetrieb gegen die Regeln der Karriereplanung verstoßen kann und trotzdem überlebt.

Jim Avignons Ausstellung hört auf den Namen „same as it never was“ und das ist nach über einem Jahr im Ausnahmezustand durchaus wörtlich gemeint: Jeder hat eine Lockdown Geschichte zu erzählen und diese Ausstellung erzählt Jims Geschichte. Er, der eigentlich immer unterwegs war und in einem Raum voller Leute mit möglichst viel Chaos drum herum zu kreativer Höchstform auflief, war nun wie alle anderen auch dazu verdonnert die Abende am Fenster zu sitzen und sich die leeren Straßen anzuschauen oder rastlos durchs Netflix-Programm zu zappen. 

Avignon hatte plötzlich viel Zeit, fing an alte Partyfotos zu sortieren, Kisten mit alten VHS Kassetten zu digitalisieren, hörte sich durchs Lebenswerk von Can, Zappa und Grateful Dead und schlich den Biographien obskurer Zeitgenossen hinterher, gab als homeschool Lehrer eine katastrophale Figur ab und versuchte sich an verschiedenen online-Formaten, von denen es zumindest die Dienstagsmaler und das Schrankkonzert zu einer gewissen Bekanntheit brachten.

Was passiert also, wenn der „schnellste Maler der Welt" unfreiwillig ein paar Gänge herunterschalten muss und bei sich selbst im Unterbewusstsein nach Motiven herumstochert, statt sich den Input im Nachtleben abzuholen?

Ist diese Ausstellung nun also möglicherweise „die“ persönlichste geworden?  (auch wenn das ja eine der gruseligsten Formulierungen aus dem PR Köfferchen ist) - Ja und nein oder um beim Titel zu bleiben: same as it never was.

Manche Bilder wirken fast wie Tagebucheinträge, andere Motive sind ihm wohl bei seinen Recherchen im Internet begegnet und immer wieder malt er auch das, was er am meisten vermisst - Parties und volle Bars und dazwischen Menschen auf der Suche nach irgendwas…

Geblieben ist seine spezielle Art sich einen Reim auf die Dinge zu machen und auch die luftige Balance zwischen Schwere und Heiterkeit ist noch da, neu dazugekommen ist ein melancholischer Zug auf den Gesichtern der Protagonisten, und das Schicksal kommt ein bisschen gnadenloser rüber als früher…

Ob nun diese seltsame Melange aus Gesellschaftskritik, farbenfroher Palette und dem berüchtigten „weniger ist mehr“-Strich dem Neoexpressionismus, dem social surrealism, oder der Popart zuzuordnen ist, ob Avignon vielleicht ein verspäteter Fluxus-Nachzügler sein könnte oder vielleicht auch gar keine Kunst macht (wie manche glauben, denen Avignons kunstmarktkritische Statements immer wieder gegen den (Pinsel)-strich gehen) darüber wird immer noch diskutiert. Aber eigentlich ist das auch egal , denn Kreativität lässt sich nicht aufhalten und bis jetzt auch nicht in Algorithmen gießen und so lange das so ist, lohnt es sich der Besuch einer Ausstellung allemal.