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Lawrence Power – „Where the Flow Meets the Tide''

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Vom 02. bis zum 22. April zeigt der Berliner Künstler Lawrence Power seine neuesten Arbeiten im Feinkunst Krüger Basement. Power wird den Raum von Simon Hehemann durch installative Eingriffe verändern und so ein neues Raumgefühl schaffen.

Im oberen Raum zeigt Daniel Hörner zeitgleich seine neuen Arbeiten die eingebettet sind in eine Installation die große Teile des Raumes bespielt.

Zur Vernissage am Samstag den 01. April 2023 ab 20:00 Uhr laden wir herzlich ein.

Die Horizontlinie in den Gegenständen
Euklid notiert vor 2300 Jahren in seinem Buch "Die Elemente", dass der Punkt aus einer flächen-  losen Fläche besteht und die Linie eine Summe aus solchen Punkten darstellt. So befremdlich, widersprüchlich und abstrakt seine Definition sein mag, so korrespondiert sie dennoch mit einer alltäglichen Erfahrung, die ich mit der Horizontlinie mache: Mit jedem Schritt auf sie zu, tritt sie genau diesen Schritt zurück. Es ist eine Linie, die allein dadurch existiert, dass sie sich mir entzieht. Und doch verbinde ich mit dem Horizont Freiheit und Weite. Als würden diese Assoziationen ebenfalls in dem Moment von mir wegtreten, in dem ich auf sie zugehe.

Seit zehn Jahren befindet sich Lawrence Power auf einer malerischen Recherche zu Formen, die diese Doppelbewegung von Nähe und Entfernung verbindet. Die Horizontlinie ist eine dieser Figuren, die unweigerlich in die abstrakte (aber nicht unbedingt in die ungegenständliche) Malerei führt. Immer ist die Linie eine Grenze zwischen Flächen: Zwischen dem Luftigen und Festen, dem Hellen und Dunklen, der Wand und dem Radiator, dem Innen und Außen – alle Dinge erhalten durch Grenzlinien und durch Zerteilungen ihre Form.

Wie in jeder Recherche wird eine Liste von Dingen und Motiven erstellt. Lawrence Powers Liste umkreist eine "Essentielle Form". Sie besteht aus Gegenständen des Alltags wie Stühlen, Steckdosen und Zäunen, die der Ausgangspunkt seiner Malerei geworden sind. Hierbei handelt es sich um Dinge, die Gegensätzlichkeiten verbinden und jene Ambivalenz der Linie in sich konservieren: Wärme und Kälte, Lösungen und Probleme formen die Gegenstände unseres Alltags.

Lawrence Power setzt die Horizontlinie dieser Gegenstände ins Bild, indem er neue Rahmen setzt und Kadrierungen an ihnen vornimmt, damit sich ihre Janusköpfigkeit als Strich manifestieren kann. Es passiert etwas Merkwürdiges in seinen Arbeiten: Die Unterschiede von Hell und Dunkel, Vorder- und Hintergrund nivellieren sich und die Objekte zerfallen in gleichberechtigte farbige Felder.
Sie öffnen mir hierdurch ihre Herkunft, die, so glaube ich, mit der absurden Entdeckung von Euklid korrespondiert: Dass Punkte ohne Ausdehnung sind und Linien aus Punkten bestehen bedeutet nichts weiter, als dass die einzige Realität, die die Linien besitzen, jene ist, die ich mitbringe. Je genauer ich einen Gegenstand betrachte, desto mehr scheint er sich mir zu entziehen. Genau dies scheint mir das Spannungsverhältnis zu sein, das seine Malerei offenlegt.

Tobias Muno